



Naseer Shamma & Oyoun Ensemble
Arabic Music Days
Musik / Konzert Ensemble & Orchester / Arabische & persische Musik 0Bis ins 8. Jahrhundert reichen die Ursprünge des arabischen „takht“ zurück. Wörtlich war damit das Holzpodium gemeint, das den Musiker:innen als Bühne diente – inzwischen bezeichnet der Begriff das klassische Ensemble der arabischen Musik aus Gesangssolist:in, Oud, Flöte, Kanun und verschiedenen Schlaginstrumenten, das im Laufe der Jahrhunderte in zahlreichen musikalischen Traditionen der Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas aufgenommen und weiterentwickelt wurde. Diese Besetzung, die Musiker:innen bis heute zum kreativen Austausch inspiriert, steht im Mittelpunkt der diesjährigen Arabic Music Days. In vier Konzerten, kuratiert vom irakischen Oud-Spieler Naseer Shamma, präsentieren Künstler:innen aus Syrien, dem Libanon und Marokko traditionelle und zeitgenössische Spielarten.
Zum Abschluss der sechsten Arabic Music Days steht Naseer Shamma selbst mit dem Oyoun Ensemble auf der Bühne.
Naseer Shamma, Oud
Saeid Kamal, Violine
Hany Elbadry, Ney
Rania Omar, Flöte
Saber Abdelsattar, Kanun
Mahmoud Bedir, Violoncello
Salah Ragab, Kontrabass
Hany Bedeir, Schlaginstrumente
Angela Boutros, Klavier












Fotocredit: Peter Adamik
Dichter Basim Alansar trug zu Beginn des Konzert eines seiner Gedichte vor. Dieses und weitere Werke können Sie sich in seiner Dichterlesung anschauen.
Der Regen des Fremden
Eines Nachts trat der Satan in mein Leben ein. Da erstrahlte die
Sonne. Damals schwanden die geballten Wolken in meinem
Zimmer und an ihrer Stelle erblühten Lieder. Der Fluch dieser
Entdeckung trieb mir seine Geheimnisse ins Gesicht und erfüllte
meine Tage mit Wind.
Wie freute ich mich über die Nachtsonne!
Erinnere dich, Seele, dass die Sonne in meinem Himmel alt ist.
Als ich ein Kind war, schwebte der Satan über meinem Kopf, und
ich weinte.
Und nun bin ich hier und begegne dem Fluch aufs Neue.
Ich, der ich hin und herschwang zwischen Lärm und Leere,
ich, der ich nicht alles sah.
Oft bat ich die, die mich beunruhigten, mir auch Ungehorsam und
Widerstand beizubringen und Zerstörung in meinem alten Leben
zu verbreiten. Oft folgte ich den Schritten eines Nachdenkenden
und vollstreckte seinen Letzten Willen. Da brachen alle Vulkane
los. Die Ehrerbietung schwand, die mein Herr
und meine Erlösung gewesen war. Mittlerweile folge ich keinen
ausgetretenen Pfaden mehr.
Im Überschwang meines Rausches mit der ersten Zerstörung
wurde der Nachdenkliche zum Engel. Ich vertrieb ihn aus meinem
Königreich.
Nun bin ich kein Gastmahl mehr für die Zuversicht,
Moral gehört nicht mehr zu meinen Gewohnheiten. Ich werde
mich nicht mehr der Vergangenheit aufs Neue unterwerfen, ich
werde nicht die mit Ungewissheit beladene Zeit zurücklassen. Ich
füllte meine Schatzkammern mit Zweifeln und ließ die Fragen
mir ihre Tore öffnen. Als ich meine Hand auf den Leib des Lebens
legte, griff das Unbekannte mein Herz wild an. Ich werde gehen
ohne Blick zurück, denn die Vulkane des Zorns
erwarten mich.
Und nun!
Nachdem ich mich in die Trauer des Winters gestürzt hatte, mit
dem Frühling und dem Sommer im Gepäck, siehst du mich nun ins
Freie treten wie mein Bruder Enkidu in den ersten Tagen, du siehst mich im Angesicht des Herbstes.
Ein Fremder bin ich!
Nehmt meine Fragen, die am Anfang meiner merkwürdigen Reisen standen, nehmt den Rest meiner Sprache, die von wunderlichen Geschichten aufgerieben wurde …
Nichts bleibt mir mehr als meine Blätter aufzulesen und zu gehen,
nichts bleibt mir mehr als meine Rufe ins Verborgene zu schicken:
Du! Träger des Schlüssels zur Ewigkeit!
Ich flehe dich an, ich, beraubt aller Dinge außer den Fragen und Wünschen, mir dein Antlitz zu enthüllen an deinen unergründlichen Abenden, mir ein kleines Heim in deinem Herzen einzurichten, mich nach meinem Tod zu einem Baum zu machen,
zu einer Sonne oder gar zu einer Taube, und meine Träume zu einer Fackel, die nach mir den Liebenden und Verirrten leuchten soll.
Ich werde gehen
und mein Herz zur Empore machen, die den See des Schweigens
überschaut.
Ich werde gehen
und die Stufen erklimmen, die dem Leuchten entgegenführen.
Ich werde in die ersten Jahrhunderte aufbrechen
Ich,
der ich Gott schaute in den Regentropfen,
der ich die schneebedeckten Berge erklomm
auf der Suche nach einem Frühling, der noch nicht kam.
Ich werde aufbrechen zu den Feierlichkeiten der Sonne
und der alten Welt zum Abschied winken.

Arabic Music Days
Musik, bildende Kunst, Poesie und Film