EIN FESTIVAL FÜR EMILIE MAYER


Als „Europas größte Komponistin“ bezeichnet der Titel einer aktuellen Biografie die Wahlberlinerin Emilie Mayer (1812–1883), die Mitte des 19. Jahrhunderts auch im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt unweit des Pierre Boulez Saals Furore machte, nach ihrem Tod aber schnell in Vergessenheit geriet. Während Mayers Lieder und Kammermusik schon seit einiger Zeit wieder häufiger zu hören sind, hat die Wiederentdeckung ihres symphonischen Schaffens gerade erst begonnen. Die Akademie für Alte Musik Berlin bietet dazu nun in bislang einmaligem Umfang Gelegenheit: In drei Konzerten erklingen alle überlieferten Orchesterwerke der Komponistin, die dafür eigens aus den Handschriften erschlossen werden.


DIE KONZERTE

Fri, October 24, 2025 at 7:30 pm

AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN & BERNHARD FORCK

Overture in D minor
Symphony No. 1 in C minor
Overture in C major
Symphony No. 2 in E minor

Tue, October 28, 2025 at 7:30 pm

AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN, BERNHARD FORCK & ALEXANDER MELNIKOV

Overture in D major
Concerto for Piano and Orchestra in B-flat major
Symphony No. 3 in C major "Militaire"

Sat, November 1, 2025 at 7:30 pm

AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN & BERNHARD FORCK

Faust Overture Op. 46
Symphony No. 6 in E major
Symphony No. 5 in F minor

To the concerts

HINTER DEN KULISSEN

Während der Proben zum Emilie-Mayer-Festival sprachen wir mit AKAMUS-Konzertmeister Bernhard Forck über die Wiederentdeckung der Komponistin, ihre entschlossene Persönlichkeit, die revolutionäre Epoche, in der sie lebte, und über ihre Werke, die im Pierre Boulez Saal aufgeführt werden.


WER WAR EMILIE MAYER?

Eine wegweisende Komponistin des 19. Jahrhunderts

Emilie Mayer (1812–1883) war eine der wenigen Frauen im 19. Jahrhundert in Deutschland, die das Komponieren zu ihrem Beruf machte. In einer Zeit, in der von Frauen erwartet wurde, Haus und Familie zu führen, entschied sie sich für eine musikalische Laufbahn – und heiratete nie, sondern widmete ihr Leben ganz der Komposition.

Von der Apothekerstochter zur Symphonikerin

Geboren in Friedland als Tochter eines Apothekers, erhielt Mayer früh Musikunterricht und zeigte große Entschlossenheit. Als sie nach Stettin (heute Szczecin) zog, um bei Carl Loewe – dem bekannten Liedkomponisten und späteren Förderer – zu studieren, hatte sie bereits zahlreiche Werke verfasst. Dort wandte sie sich groß besetzten Orchesterwerken zu – für eine Frau jener Zeit nahezu unerhört.

Berliner Komponistin – zu ihren eigenen Bedingungen

Mayer zog 1848 nach Berlin, floh jedoch während der Revolution aus der Stadt. 1850 kehrte sie zurück und trug sich im Berliner Adressbuch selbstbewusst als „Komponistin“ ein. Sie organisierte und finanzierte eigene Konzerte im Königlichen Schauspielhaus (heutiges Konzerthaus Berlin), wo ihre Musik besprochen wurde und wachsende Anerkennung fand – sogar das Königspaar zählte zu den Gästen.

Ihre Symphonie „Militaire“

In Berlin lernte Mayer den Kapellmeister Wilhelm Wieprecht kennen, der vor allem für seine Militärmusik bekannt war und ihre Militär-Symphonie in C-Dur mit seinem Orchester aufführte. Die Besetzung – mit Piccoloflöte, Triangel und Trommeln – verleiht dem Werk einen markanten, martialischen Charakter. Uraufgeführt wurde es im Konzerthaus.

Keine „weibliche Beethoven“

Nach ihrem Tod geriet Mayer lange in Vergessenheit, doch ihre Musik wird heute wiederentdeckt und häufiger aufgeführt. Oft als „weiblicher Beethoven“ bezeichnet – ein irreführender Vergleich –, steht sie zwar in der Tradition der Wiener Klassik und ließ sich von Mozart, Carl Maria von Weber und Rossini inspirieren, doch ihre kompositorische Sprache ist unverwechselbar eigenständig.

 

Mit freundlicher Unterstützung der LOTTO-Stiftung Berlin und der Freunde und Förderer der Akademie für Alte Musik Berlin.

 

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