DER BAUPROZESS
FREUNDSCHAFT UND INNOVATION
Konzeption und Bau des Pierre Boulez Saals wurden nicht nur durch künstlerische und humanitäre Ideale vorangetrieben, sie waren und sind auch von einer besonderen Freundschaft und gemeinsamen Zielen geprägt. Die Impulse, die Daniel Barenboim zur Form des Raumes gegeben hat, wurden von Frank Gehry in kongenialer Weise aufgenommen. Gehrys erste, fast intuitive Skizze eines ovalen Saals hinterließ einen starken Eindruck bei Barenboim, der den Architekten ermutigte, diesen ursprünglichen kreativen Ansatz weiterzuverfolgen und einen ganz und gar unkonventionellen Konzertsaal zu schaffen. Zunächst skeptisch, setzte Gehry das Konzept dann auf großartige Weise um. Rückblickend stellt er fest: „Künstler erkennen manchmal etwas in anderen Künstlern auf eine Art und Weise, die wir nicht wirklich verstehen.”
„Als ich die Barenboim-Said-Geschichte las, bot ich an, Teil dieser Geschichte zu werden oder zu helfen. In der Folge traf ich Daniel, Mariam C. Said und andere Beteiligte an diesem Projekt und fand dort eine Kameraderie, ein gemeinsames Interesse – etwas, an das ich mit Herz und Seele glauben konnte.“
Frank Gehry
„Daniel war an der Scala. Er litt unter Rückenproblemen und hatte Schmerzen. Ich hatte ein Modell der Sitzplatzanordnung für diesen kleinen Saal mitgebracht, das ich ihm zeigen wollte. In seinen Schmerzen schaute er es sich an und schien noch größere Schmerzen zu haben, und er sagte: ‚Frank, was ist denn aus der wunderschönen Skizze geworden, die du gemacht hast?‘ Ich dachte kurz nach und meinte: ‚Die Ovale?‘ Er bejahte, und ich sagte: ‚Na, ich bin nicht sicher, dass das funktioniert, aber ich bin sicher, dass dies so geht, also …‘ Aber er sagte: ‚Frank, ich will die Ovale, bitte, bitte, bitte.‘“
Frank Gehry
„Ich ging wieder an die Arbeit, schaute mir alle Skizzen genau an und fand einen Weg, wie es ging. Es gibt zwei Ovale, jedes mit seiner eigenen Achse. Sie sind voneinander getrennt, und das obere Oval ist gegenüber der Achse des unteren leicht verschoben, um den Balkon oben zum unteren Teil zu öffnen. Es sieht so aus, als schwebe er im Raum. […] Es wird für mich als Nicht-Musiker etwas ganz Besonderes sein, einen so wichtigen Ort in der Geschichte der Berliner Musik einzunehmen.“
Frank Gehry
„Als wir die Entwurfspläne für diesen kleinen Saal fertig gestellt hatten, sagte mir Daniel, dass er ihn den Pierre Boulez Saal nennen würde. Das brachte Tränen in meine Augen.“
Frank Gehry
„Ich brachte ein Modell zu Pierre, als ein Geschenk, und er stellte es in seinem Wohnzimmer auf. Jedes Mal, wenn ich wieder dort gewesen bin, war es an einem noch zentraleren Platz. Er hat sogar eigens eine Beleuchtung gebaut. […] Es bedeutet ihm so viel.“
Frank Gehry
EIN SAAL FÜR BERLIN UND DIE WELT
Der renommierte Akustiker Yasuhisa Toyota – der mit Gehry bereits die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles baute und auch für die Hamburger Elbphilharmonie verantwortlich ist – entwickelte das einmalige Klangprofil des Saals. In enger Zusammenarbeit mit Gehry entstand so in der historischen Mitte Berlins einer der außergewöhnlichsten Konzertsäle der Welt. In einer großzügigen Geste machten beide ihre Arbeit dem Saal zum Geschenk und verzichteten auf ein Honorar. Das historische Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, wurde mit modernstem und innovativem Interieur ausgestattet. Auf etwa 6.500 Quadratmetern beherbergt es neben dem Pierre Boulez Saal auch die Barenboim-Said Akademie mit mehr als 20 Proben- und Seminarräumen, einem Auditorium und einer Bibliothek.
der bauprozess