Johnny Gandelsman Violine
Colin Jacobsen Violine
Nicholas Cords Viola
Michael Nicolas Violoncello
Programm
Colin Jacobsen
A Short While To Be Here
Akshaya Avril Tucker
Hollow Flame
Andreia Pinto Correia
Aere senza stelle
Henri Dutilleux
Ainsi la nuit
Dmitri Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 8 c-moll op. 110
Osvaldo Golijov
Tenebrae
Colin Jacobsen (*1978)
A Short While To Be Here
nach amerikanischen Volksliedern aus der Sammlung von Ruth Crawford Seeger
I. Whoa, Mule!
II. Hommage à Ruth
III. Peep Squirrel
IV. The Old Cow Died
V. Little Birdie
Akshaya Avril Tucker (*1992)
Hollow Flame (2022)
Andreia Pinto Correia (*1971)
Aere senza stelle (2022–23)
I. Lacrimoso, quasi recitativo – Strepitoso, sonoro –
II. Agitato, strepitoso – Brutale – Leggiero, delicato –
III. Misterioso senza misura – Inquieto
Henri Dutilleux (1916–2013)
Ainsi la nuit (1974–76)
I. Nocturne –
II. Miroir d’espace –
III. Litanies –
IV. Litanies II –
V. Nocturne II –
VI. Constellations –
VII. Temps suspendu –
Pause
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975)
Streichquartett Nr. 8 c-moll op. 110 (1960)
I. Largo –
II. Allegro molto –
III. Allegretto –
IV. Largo –
V. Largo
Osvaldo Golijov (*1960)
Tenebrae
Fassung für Streichquartett (2002)
Das Betsiboka-Delta auf Madagaskar, fotografiert von der ISS (NASA)
Die vier Elemente
„Im Menschen sind Feuer, Luft, Wasser und Erde, und aus ihnen besteht er. Vom Feuer hat er die Wärme, von der Luft den Atem, vom Wasser das Blut und von der Erde den Körper.“ Der mittelalterlichen Universalgelehrten Hildegard von Bingen reichten die vier Elemente aus, um das Wesen des Menschen zu erklären. Im Programm von Brooklyn Rider nehmen sie musikalische Gestalt an.
Essay von Kerstin Schüssler-Bach
Die vier Elemente
Weckrufe zwischen Dystopie und Schönheit
Anne do Paço
„Im Menschen sind Feuer, Luft, Wasser und Erde, und aus ihnen besteht er. Vom Feuer hat er die Wärme, von der Luft den Atem, vom Wasser das Blut und von der Erde den Körper. Dem Feuer verdankt er das Sehen, der Luft das Hören, dem Wasser die Bewegung und der Erde seinen Gang.“ Der mittelalterlichen Universalgelehrten Hildegard von Bingen reichten die vier Elemente aus, um das Wesen des Menschen zu erklären. Dabei bezog sie sich auf eine seit der Antike geltende Lehre. Und wenn auch die moderne Wissenschaft auf der Suche nach dem Ursprung der Schöpfung die Welt längst in immer kleinere Teilchen zerlegt hat – die vier Elemente sind ein zentrales Ordnungsschema westlichen Denkens geblieben und können auch heute dabei helfen, nicht nur das hyperkomplexe Ganze unseres Planeten, sondern angesichts seiner fortgeschrittenen Erschöpfung auch seinen sensiblen und gefährdeten Status zu realisieren.
The Four Elements nennen die vier Musiker, die sich als Brooklyn Rider in einer Art musikalischem „Ökosystem“ aus vier Persönlichkeiten zu einem der aufregendsten Streichquartette der Gegenwart zusammengeschlossen haben, ihr heutiges Programm und präsentieren damit mehr als ein interessant kuratiertes Konzert: Sie verstehen sich „als eine künstlerische Stimme im Weltgeschehen“ und als Dialogstifter über mehrere Generationen hinweg. Kompositionen von Henri Dutilleux, Dmitri Schostakowitsch und Osvaldo Golijov, die die Luft, das Feuer und das Wasser vertreten, stehen drei Auftragswerken gegenüber, denn, so erklärt der Bratschist Nicholas Cords: „Wir wollen der Quelle der Kreativität sehr nahe sein, das Gefühl haben, dass ein:e Komponist:in Mitglied unserer Streichquartettfamilie wird.“ In einer solchen „gemeinsamen Erforschung von Ideen“ widmet sich Colin Jacobsen, Geiger des Ensembles, dem Element Erde, während sich Akshays Avril Tucker und Andreia Pinto Correia mit den zerstörerischen Kräften des Feuers und der Luft auseinandersetzen. Doch nicht nur ein dystopischer Gang durch die Natur ist dieses Konzert, sondern auch eine glühende Ode an die Schönheit unseres einzigartigen Planeten.
Wir haben nur eine kurze Zeit
„Kleines Vöglein, komm und sing mir dein Lied; ich habe nur eine kurze Zeit, um hier zu sein ...“, lauten einige Zeilen aus dem appalachischen Volkslied Little Birdie, mit dem Jacobsen 2023 sein Streichquartett A Short While To Be Here abschloss. Fünf amerikanische Volkslieder, die das Verhältnis von Mensch und Tierwelt thematisieren, prägen mit ihren mitreißenden Rhythmen sowie Rundgesängen, in denen eine Melodie von einem Spieler zum nächsten oder einem „Vorsänger“ zur Gruppe wandert, die lebenspralle Musizierfreude der Komposition. Mit der Auswahl aus der Sammlung Animal Folk Songs for Children ist A Short While to Be Here zugleich aber auch eine Hommage an eine faszinierende Figur der amerikanischen Avantgarde: die Komponistin und Volksliedforscherin Ruth Crawford Seeger (1901–1953). Ab den 1920er Jahren vertrat sie eine höchst experimentelle, sich von den europäischen Traditionen lösende Ästhetik. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise nach dem „Black Friday“ von 1929 ließen ihre eigene künstlerische Stimme allerdings verstummen, und sie widmete sich mit ihrem Mann Charles Seeger und den Gebrüdern Lomax fortan der Sammlung amerikanischer Volkslieder. Mit dem zweiten Satz „Hommage an Ruth“, in welchem sich die kräftigen Rhythmen und schwingenden Melodien des Maultier-Songs in zerbrechlich-flirrende freitonale Klangflächen auflösen, gedenkt Jacobsen neben der Musikethnologin auch der Komponistin Seeger.
Nach dem Feuer: Echos des leeren Waldes
„Hollow Flame ist wie ein Tagebuch aus Momenten, in denen ich versuche, mich mit dem auseinanderzusetzen, was in der Klimakrise passiert“ und „Worte dafür zu finden“, was diese auslöst: „Trauer, Angst, Beklemmung, Empathie, Wut“, schreibt Akshaya Avril Tucker über ihr unter dem Eindruck der vernichtenden kalifornischen Waldbrände im Jahr 2022 entstandenes Streichquartett. Die 1992 in Massachusetts geborene und heute in Los Angeles lebende Komponistin hat ihr künstlerisches Fundament in einer ungewöhnlichen Bandbreite: Sie erhielt nicht nur eine klassische Ausbildung am Violoncello, sondern studierte auch die klassische Musik Indiens in Mumbai sowie Odissi-Tanz bei dem Guru Ranjanaa Devi, trat als Tänzerin auf und kreierte eigene Choreografien. Wie sehr der meditative Charakter der Musik Südasiens und das Gestische des indischen Tanzes auch ihr Komponieren inspiriert, zeigt ein Werk wie Hollow Flame. Auf eine Einleitung, in der die erste Violine 30 bis 40 Sekunden lang aus einem „trockenen, luftigen“ Sekundmotiv eine ganze Welt aufbaut, folgen vier kontrastierende Abschnitte: „Wie ein Gesang, durch eine Kathedrale von Bäumen“, „Plötzlich hell“, „Rasend“ sowie „Die Erde“. Geräuschhafte Klänge evozieren Naturbilder mitten in einer Katastrophe – eine sanfte Brise, das Züngeln erster Flammen, ein beängstigendes Summen wie von einem panischen Bienenschwarm, am Ende ein Ausklingen in „Echos des leeren Waldes“.
Im Wüstensturm
Ein merkwürdiges meteorologisches Ereignis ist der sogenannte „Blutregen“ – ein Niederschlag, der sich durch Staubpartikel braunrot färbt. Das Phänomen ist nicht nur in Europa zu beobachten, wohin Südwestwinde vor allem im Frühling Saharasand tragen, sondern bis hin nach Südamerika – und das mit einer wichtigen Funktion: durch seinen hohen Calcium- und Magnesium-Gehalt fungiert der Staub als zentrale Nährstoffquelle für die Regenwälder des Amazonas, aber auch die Flora der Iberischen Halbinsel.
Am westlichsten Ende Europas aufgewachsen, erlebte die 1971 geborene und heute in New York ansässige Portugiesin Andreia Pinto Correia derartige Sandstürme während ihrer Kindheit mit einer solchen Intensität, dass sie ihr zur Inspirationsquelle ihres Streichquartetts Aere senza stelle (Luft ohne Sterne) wurden – persönliche Erfahrungen, die sie mit Interpretationen des „Blutregens“ als „böses Omen“ bei antiken Autoren wie Homer, Hesiod und Plutarch, wissenschaftlichen Deutungen von Darwin und Ehrenberg bis zu Erkenntnissen aus der heutigen Umweltforschung sowie einer Lektüre der Göttlichen Komödie verschränkte. In Dantes Inferno fand Pinto Correia „eine tiefe poetische Verbindung zum Klimawandel“ und stellte den drei Abschnitten des Quartetts drei Strophen aus dem dritten Höllen-Gesang voran:
Ein Heulen, Seufzen, ein Geschrei entstand
In dieser Luft, die Sterne nie erhellten,
Dass ich zuerst mich weinend abgewandt.
Zahllose Sprachen, die das Ohr durchgellten
Mit Stimmen rau und tief, ein Schmerzgestöhne
Und Zorngekreisch, dazwischen unter Schelten
Erteilter Faustschlag: machten ein Getöne
Durch endlos-schwarze Luft, wie lockrer Sand,
Der raschelnd stiebt im Wirbel vor dem Föhne.
In der Dynamik der drei Sätze ist die Komposition bogenförmig angelegt: Auf statische Klangflächen eines geisterhaften Lacrimoso folgt ein „Tumult der Stimmen“ von äußerster Plastizität und Dramatik, der wiederum einer geheimnisvollen Klangwolke weicht, „als würde ein unendlicher Strom von Partikeln aus der Wüste in andere Teile der Welt getragen“. 2022 beim Vail Dance Festival im Herzen der Rocky Mountains von Brooklyn Rider uraufgeführt, widmete Pinto Correia ihr Werk dem UN-Generalsekretär António Guterres.
Kosmische Unendlichkeit
Die Werke Henri Dutilleux’ stehen in der Musiklandschaft des 20. Jahrhunderts einzigartig da. Aus dem Prinzip der Metamorphose entwickelte der Franzose ein Kompositionsverfahren, das sich als Spiel mit im Unterbewussten wirksamen Motiv- und Klangvarianten entfaltet. Verbunden mit poetischen Assoziationsschichten basieren seine Partituren meist auf einer Gleichwertigkeit von Traumvision und Schöpfung. Das 1977 in Paris uraufgeführte Nachtstück Ainsi la nuit beschreibt Nicholas Cords als ein Werk „voller Luft, im übertragenen Sinne. Wie musikalische Elemente wiederkehren, erinnert uns an Gedankenmuster, an das Zusammenweben von Erfahrungen, die immateriell sind“.
Die sieben Sätze tragen die Titel „Nachtstück“, „Raumspiegel“, „Litaneien“, „Konstellationen“ und „Schwebende Zeit“. Sie sind atmosphärische Evokationen eines nächtlichen Zaubers, durch Parenthesen miteinander verbunden. Diese meist nur wenige Takte umfassenden Einschaltungen weisen auf das gerade Gehörte zurück und öffnen dem Kommenden ein Tor – sind Erinnerung und Vorahnung zugleich. Tremoli, Glissandi und sul ponticello gespielte Passagen fügen sich zu Feldern, in denen zwischen kristalliner Klarheit, komplexen Verästelungen, fragilen Gespinsten sowie Tonverschiebungen auch markante Rhythmen hervorbrechen und Klangballungen sich kraftvoll aufwölben. Am Ende verschmelzen die vier Streicher im Unisono und entgleiten in eine absolute, „äußere und innere Stille“ – für Dutilleux eine Klangwerdung der Unendlichkeit des Kosmos.
De profundis
Dmitri Schostakowitschs Achtes Streichquartett steht für Brooklyn Rider – den Entstehungsumständen entsprechend – für das Feuer: In einem geradezu explosiven, einem Vulkanausbruch vergleichbaren Prozess, hatte Schostakowitsch das Werk im Juli 1960 in nur vier Tagen komponiert, bedrängt von den Eindrücken eines Besuchs der nach dem verheerenden Bombardement im Februar 1945 immer noch zerstörten Stadt Dresden. Gewidmet ist das Quartett den „Opfern des Faschismus und des Krieges“, es ist aber auch ein Requiem auf den Komponisten selbst. Darauf verweist nicht nur die mit ihrem Seufzercharakter die Partitur prägende musikalische Signatur D–Es–C–H. Seine persönliche Bekenntnishaftigkeit erhält das Werk auch durch eine Vielzahl von Anklängen an eigene Kompositionen Schostakowitschs, aber auch an Beethovens „Große Fuge“ op. 133, einen jüdischen Klagegesang und ein Revolutionslied – keine Zitate im strengen Sinne, sondern Erinnerungen und Rückblicke, wie sich am ersten Satz exemplarisch zeigen lässt: Auf die aus der Tiefe in einem Fugato durch alle vier Stimmen des Quartetts aufsteigenden Tonbuchstaben D–Es–C–H folgt das prägnante Eingangsthema der Ersten Symphonie, doch was für eine Distanz zeigt sich in diesem Blick des 54-Jährigen auf sein einst so keckes Trompeten-Thema, mit dem er sich 1926 als junger Symphoniker präsentiert hatte. Aber auch das folgende Klagemotiv aus dem ersten Satz der Fünften Sinfonie erscheint in eigentümliche Ferne gerückt, bevor eine verlorene Stimme in der Violine ziellos und verstört herumirrend nach einem Weg zu suchen beginnt. Spätestens im vierten Satz, wenn sich Material aus dem Gefangenenakt der Oper Lady Macbeth von Mzensk mit dem Revolutionslied „Schmachtend im Kerker“ zu einem Trauermarsch formiert, ist mit Tönen alles gesagt, was Schostakowitsch in der Sowjetunion mit Worten auszusprechen verboten war.
Ein kleiner Punkt im Universum
Die Brutalität des Krieges wurde auch für Osvaldo Golijov zum Auslöser für eine musikalische Reflektion. Doch anders als Schostakowitschs c-moll-Quartett mit seinem schmerzlich-resignativen Tonfall kennt seine Musik Hoffnung. Der 1960 im argentinischen La Plata geborene Golijov übersiedelte 1983 seinen jüdischen Wurzeln folgend für ein Kompositions- und Klavierstudium nach Israel und lebt seit 1986 in den USA. Im Jahr 2000 wurde er direkter Augenzeuge der Auseinandersetzungen zwischen Palästinenser:innen und Israelis während der Zweiten Intifada. „Eine Woche später“, berichtet er, „ging ich mit meinem Sohn in das neue Planetarium in New York, wo wir die Erde als einen wunderschönen blauen Punkt im Weltall sehen konnten.“ Das kindliche Erstaunen über die Schönheit und zugleich Winzigkeit unseres Planeten in einem unendlichen Universum verschränkte sich für Golijov mit dem hautnahen Erlebnis des bis heute immer weiter eskalierenden Nahost-Konflikts zur Inspirationsquelle für Tenebrae – eine Partitur, die er 2002 zunächst für Sopran, Klarinette und Streichquartett komponierte, später auch für Streichquartett bzw. Streichensemble bearbeitete. Der Titel – „Finsternis“ – bezieht sich auf die Leçons de ténèbres von François Couperin. Einige Motive aus dessen 1714 auf Klagelieder des Jeremias komponierten Motetten für die Karwoche dienten Golijov als Quelle für musikalische Loops, die schließlich in einem einzigen Kreisen um das immer wiederkehrende Wort „Jerusalem“ kulminieren. Die von einer großen, meditativen Ruhe, aber auch hymnischen Fröhlichkeit geprägten Außenteile des Stücks wirken wie ein Gegengift zu der sich in der Mitte aufbauenden Aggression. Eine Musik, die verschiedene Perspektiven eröffnet, schwebte Golijov mit Tenebrae vor: „Aus der Ferne gehört“ würde sie „eine ‚schöne‘ Oberfläche bieten“, schreibt er, „aber aus einer metaphorisch näheren Entfernung könnte man hören, dass sie unter dieser Oberfläche voller Schmerz ist“.
Anne do Paço studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in Berlin. Nach Engagements am Staatstheater Mainz und der Deutschen Oper am Rhein ist sie seit September 2020 Chefdramaturgin des Wiener Staatsballetts. Sie veröffentlichte Aufsätze zur Musik- und Tanzgeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts und war als Autorin u.a. für die Kammerphilharmonie Bremen, das Wiener Konzerthaus und die Opéra National de Paris tätig.
Waldbrände in Sibiren, Russland (NASA)
Beauty and Threat
Returning to the Pierre Boulez Saal following their 2023 debut, the musicians of Brooklyn Rider present a program that celebrates the wonder of our planet while also raising awareness of the forces of destruction, particularly those of humanity-induced climate change, that threaten a harmonious ecosystem.
Essay by Thomas May
Beauty and Threat
The Music of the Four Elements
Thomas May
Looking outward to the blackness of space, sprinkled with the glory of a universe of lights, I saw majesty—but no welcome. Below was a welcoming planet. There, contained in the thin, moving, incredibly fragile shell of the biosphere is everything that is dear to you, all the human drama and comedy. That’s where life is; that’s where all the good stuff is.
—NASA astronaut Loren Acton describing his experience looking at Earth from space
Returning to the Pierre Boulez Saal following their 2023 debut (in a collaborative concert with guest artists Kinan Azmeh and Mathias Kunzli), the musicians of Brooklyn Rider present a program that celebrates the wonder of our planet while also raising awareness of the forces of destruction, particularly those of humanity-induced climate change, that threaten a harmonious ecosystem. The concert draws from the group’s project The Four Elements, created in 2022, which combines four works for string quartet from the repertoire of the past century with four brand-new works commissioned from young composers and intended to serve as “a musical call to action.” Each work in both sets corresponds to one of the four classical elements characterized in ancient cultures as fundamental constituents of our physical world: Earth, Air, Fire, and Water. These in turn can be seen to symbolize the ecosystem embodied by a string quartet.
Of the four new commissions, tonight’s concert includes Los Angeles–based Akshaya Avril Tucker’s Hollow Flame (Fire) and Aere senza stelle (Air) by the Portuguese composer Andreia Pinto Correia. The project also commissioned pieces representing Water and Earth, respectively, by pianist and composer Conrad Tao (Undone) and by composer, fiddle player, improviser, new instrument creator, and software designer Dan Trueman (Under My Feet & Up There).
Earth: Colin Jacobsen’s A Short While to Be Here
Brooklyn Rider founding member Colin Jacobsen drew inspiration for A Short While to Be Here from the story of Ruth Crawford Seeger (stepmother of the folk-music legend Pete Seeger). It was while living in Berlin that this American maverick composed String Quartet 1931, a landmark in American Modernism. Soon after, she married her former composition teacher, Charles Seeger, and stepped away from her own career as a composer.
After returning to the U.S., Crawford Seeger focused her energies on social activism as well as on the folk-music revival that blossomed during the Great Depression years, all the while raising a family. Jacobsen was especially drawn to the collections of American folk songs for children Crawford Seeger published during this period. After not composing for almost two decades, she again took up the Modernist thread in 1952 in a final work (a suite for wind quintet) but died the following year of cancer.
Jacobsen made use of several of the 43 Animal Folk Songs for Children that Crawford Seeger published as a collection in 1950 for elementary school students. His title comes from the lyrics to one of these, Little Birdie: “[We have a] short while to be here, and a long time to be gone.” Jacobsen writes: “I like to imagine what would have happened if she had lived longer and had attempted to further integrate her life’s work: her love of folk music alongside her formalist/composerly voice.”
A Short While to Be Here is “an homage to Ruth (nicknamed ‘Dio’ by her children) as well as a joyous celebration of our home planet. This of course includes all animals and children past and present who’ve been here or will be here a short while and then gone for a long time…
Fire: Akshaya Avril Tucker’s Hollow Flame
Inspired by the music and dance traditions of South Asia, cellist and dancer Akshaya Avril Tucker moved to Los Angeles to pursue her doctorate in composition. Hollow Flame reflects her response to the devastation caused by worsening wildfires and extreme drought in California. She likens the piece to “a journal entry of moments recorded over many months in which I try to grapple with what is happening in the climate crisis: the loss of so much, from human lives to old-growth forests, let alone human health and the well-being of our ecosystems.” Hollow Flame represents “an attempt to witness my own numbness, my own inability to even form words when I try to talk about this.”
Tucker began research for this project in 2020 and was additionally inspired by participating in Composing Earth, a program that fellow composer Gabriela Lena Frank directs at her Creative Academy of Music in Northern California. “Something like a book club or a support group, this program has opened a space for all the difficult feelings the climate crisis opens in us: grief, fear, anxiety, empathy, anger,” Tucker explains. “Researching this topic, alone at first, felt extremely isolating, even impossible. But in a group, however small, we could share our experiences, and know that—no, we aren’t crazy—for feeling maddeningly frustrated by the apathy of millions, by our own numbness.”
Air: Andreia Pinto Correia’s Aere senza stelle
During her youth in Portugal, Andreia Pinto Correia experienced the tempestades de poeira (dust storms) that sweep from the North African Sahara to Portugal (and thousands of miles beyond). “From the descriptions of ‘blood rains’ as bad omens in epics by Homer, Hesiod, and Plutarch to scientific observations by Darwin and Ehrenberg in the 19th century up until today, the reporting of desert dust storms has evolved from descriptive narratives to encompass an entire field of environmental research,” the composer writes.
Aere senza stelle (“Air without Stars”) was inspired by this phenomenon, along with Correia’s re-reading Dante’s Inferno, in which she recognized “a profound poetic connection to climate change.” Accordingly, she has divided her quartet into three sections to “mirror the structure of Canto III, 22–30: (I) Lacrimoso, quasi recitativo—the starless air: lyrical and static; (II) Agitato, strepitoso— a tumult of voices: dense, angular and dissonant; (III) Misterioso, senza misura. Inquieto—time suspended. A whirlwind of sands, vanishing into infinity. In the final measures, the string quartet creates a sonic cloud, as though carrying an infinite stream of particles from the desert to other parts of the world.”
Air: Dutilleux’s Ainsi la nuit
Originally commissioned for the Juilliard Quartet, Ainsi la nuit (“Thus the Night”), Henri Dutilleux’s sole string quartet, characteristically took the composer several years to complete; it was written between 1973 and 1976. Representing air as well, Brooklyn Rider violist Nicholas Cords describes the piece as “a surreal musical meditation on the idea of night in all of its guises; calm, transcendence, premonition, ecstasy, dreams, nightmares.”
Dutilleux’s music is saturated with his passion for literature and the visual arts. Marcel Proust’s ideas about the workings of involuntary memory in particular left a mark on Ainsi la nuit. Beginning with a very short introduction, the work comprises seven main movements that are played without pause and linked by five briefer sections called “parentheses.”
Cords sums up the techniques that the French composer uses here to craft a musical equivalent for the Proustian concept of memory: “Reluctant to state full themes at their outset, Dutilleux utilizes incomplete fragments of melodies, harmonic/pitch relationships, and the technique of continual development to create a sense of organic connection. In fact, it would not be unusual to experience a sense of déjà vu as the music unfurls. The resulting fantastical music depicts a complex web of memory and consciousness; something central to our human experience, but highly elusive to express.”
The connection with air has to do with “a near miraculous balance between complexity and transparency,” Cords explains. “Even when the music is at its most dense, the myriad events feel suspended in air, an element which practically serves as the fifth member of the ensemble.” Ainsi la nuit also balances intense compositional and instrumental virtuosity with accessibility, he adds: “This work always manages to invite the listener beyond its material facade into the beguiling and surreal atmospheres that these techniques serve to create.”
Fire: Shostakovich’s String Quartet No. 8
In the summer of 1960, Dmitri Shostakovich visited Dresden (part of then–East Germany) to work on his score for Five Days and Five Nights, a documentary about the wholesale destruction of the city wrought by the Allied firebombing in 1945. While there, he wrote the String Quartet No. 8 within a mere three days, dedicating it to “the memory of the victims of fascism and war.”
Debate continues to rage as to whether Shostakovich intended to make a statement against his own persecution and all forms of totalitarian repression (though he officially joined the Communist Party in the same year). Whatever its extramusical implications are taken to be, the Eighth Quartet communicates with deeply felt emotion and is recognized as a cornerstone of the 20th-century chamber music literature.
Shostakovich’s famous signature motif D–E flat–C–B (representing his initials, DSCH, in German notation and transliteration) forms the germ cell of the entire C-minor Quartet, which is cast in five interlinked movements. We hear it at the outset as a fugue theme in the opening Largo, while it also drives the brief second movement forward. Another major extramusical reference is implied by the quotation in the middle of the movement of a Jewish theme, whose paradoxically cheerful yet tragic character fascinated the composer. “There should always be two layers in music,” he reportedly asserted. “Jews were tormented so long that they learned to hide their despair. They express despair in dance music.”
The signature motif is viewed through the lens of a grotesque waltz in the third movement and, reordered, becomes the first four notes of the Dies irae in the fourth movement against implied gunfire shots. Throughout the work, Shostakovich quotes from his own music. This intertextual impulse continues with references to a Russian anthem for the dead and a 19th-century Russian revolutionary song. The fifth movement, also Largo, closes the Quartet with a funereal mediation on the DSCH motif.
Water: Osvaldo Golijov’s Tenebrae
Argentina-born Osvaldo Golijov composed Tenebrae after “witnessing two contrasting realities in a short period of time in September 2000.” A week after visiting Israel—“at the start of the new wave of violence that is still continuing today”—he took his son to the recently reopened Hayden Planetarium in New York’s Museum of Natural History, “where we could see the Earth as a beautiful blue dot in space.” The composer’s original impulse was “to write a piece that could be listened to from different perspectives. That is, if one chooses to listen to it ‘from afar,’ the music would probably offer a ‘beautiful’ surface but, from a metaphorically closer distance, one could hear that, beneath that surface, the music is full of pain.”
Golijov turned to the third of the Leçons de ténèbres that François Couperin composed in 1714 to Jeremiah’s Lamentations. He repurposed several of these “haunting melismas” as “sources for loops,” composing new interludes to link them, “always within a pulsating, vibrating, aerial texture.” (The piece was originally scored for soprano, clarinet, and string quartet and later adapted by the composer as a quartet-only version.) Golijov set himself the challenge of writing music “that would sound as an orbiting spaceship that never touches ground.” But after he had finished composing Tenebrae, he realized that it “could be heard as the slow, quiet reading of an illuminated medieval manuscript in which the appearances of the voice singing the letters of the Hebrew Alphabet (from Yod to Nun, as in Couperin) signal the beginning of new chapters, leading to the ending section, built around a single, repeated word: Jerusalem.”
Thomas May is a writer, critic, educator, and translator whose work appears in The New York Times, Gramophone, and many other publications. The English-language editor for the Lucerne Festival, he also writes program notes for the Ojai Festival in California.
Das Ensemble

Brooklyn Rider
Seit mehr als 15 Jahren widmen sich die vier Musiker von Brooklyn Rider einem weitgespannten Repertoire, das von Beethoven bis zu zeitgenössischen Komponist:innen und von klassischer persischer Musik bis zu amerikanischer Roots-Musik reicht. Wichtigstes Ziel ist es, gleichermaßen die historischen Wurzeln der Quartettgattung zu respektieren und die zahllosen Möglichkeiten für neue Perspektiven, unerwartete Gegenüberstellungen und die Zusammenarbeit mit Künstler:innen verschiedenster Traditionen zu nutzen. Zu den jüngsten Projekten des Ensembles zählen neben The Four Elements etwa Healing Mode von 2020, das Beethovens Streichquartett op. 132 mit Auftragsarbeiten von Reena Esmail, Gabriela Lena Frank, Matana Roberts, Carolin Shaw und Du Yun kombiniert, sowie die Alben Sun on Sand mit dem Jazz-Saxophonisten Joshua Redman, The Butterfly mit dem irischen Fiddle-Virtuosen Martin Hayes und Dreamers mit der Jazz-Sängerin Magos Herrera. Darüber hinaus arbeitete Brooklyn Rider mit Musiker:innen wie dem Mandolinisten Avi Avital, der Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter, dem Klarinettisten Kinan Azmeh, dem Kamantsche-Spieler Kayhan Kalhor und dem Komponisten und Singer-Songwriter Gabriel Kahane zusammen. Brooklyn Riders umfangreiche Diskographie umfasst Werke von Beethoven, Debussy, Caroline Shaw, John Adams und Philip Glass ebenso wie Kompositionen von Björk, Sting, Kate Bush and Elvis Costello.
November 2024