KÜNSTLER:INNEN

Werden diskursive Praktiken der Beschreibung nicht-westlicher Musik von einem Konzept des „Postkolonialismus“ adäquat erfasst, das seinen theoretischen Rahmen Edward Saids Untersuchungen zu Imperialismus seinen kulturellen Erscheinungsformen verdankt? Welche Spannungen bleiben bestehen und inwiefern kann von einer „postkolonialen“ analytischen Tradition die Rede sein?



Scheherazade Hassan (CNRS, Paris)
West und Ost in der arabischen Musik

Im Mittelpunkt dieses Vortrags steht die Haltung der Verachtung, mit der die dominierenden eurozentrischen Kolonialmächte, insbesondere die Franzosen, im 19. Jahrhundert der arabischen Musik begegneten, deren Unterschiede zur europäischen Musik sie nicht verstanden. Im Streben nach Modernität und Fortschritt und mit dem Wissen, dass Zivilisationen historisch schon immer im Austausch miteinander standen, begannen viele zentralarabische Hauptstädte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Elemente westlicher Musik für sich zu adaptieren. Mit der Gründung großer Orchester und der Einführung westlicher Instrumente wurde der traditionelle musikalische Raum teilweise zu einer polyvalenten „Zwischenmusik“, die sich parallel zur traditionellen Musik mit der Zeit zu einem wichtigen Element zeitgenössischer Aufführungen entwickelte.


Martin Scherzinger (New York University)
Vorkoloniale afrikanische Musik und die Antinomien der Kolonialzeit

Eine der Herausforderungen bei der Darstellung von historischen Prozessen der kulturellen Globalisierung, des Transnationalismus und der Hybridisierung betrifft das Erbe ihrer kolonialkapitalistischen Rahmenbedingungen. Dieser Vortrag möchte deutlich machen, warum die Analyse musikalischer Techniken und Technologien im vorkolonialen Afrika ein Ansatzpunkt zur Überwindung von Antinomien der Kolonialzeit sein kann. Er befasst sich mit Zeit und Tonalität in zwei vorkolonialen afrikanischen Musikformen: einem alten Mbira-Gesang aus der Mutapa-Dynastie Groß-Simbabwes und einem kurzen Amadinda-Musik-Fragment aus der Region Kampala in Uganda aus der Zeit vor dem kolonialistischen Angriff auf den Lubiri-Palast in den 1890er Jahren.


Wouter Capitain (Universität Göttingen)
Edward Said über Autorität und Ausbruch in der Oper

Dieser Vortrag befasst sich mit Edward Saids unvollendet gebliebenem Buch über die Oper (das im Dezember 2023 unter dem Titel Said on Opera bei Columbia University Press erscheint) und untersucht vor allem die Beziehung zwischen Saids Schriften zur Oper und seiner postkolonialen Kritik. Aufgrund der Machtverhältnisse, die sie historisch prägten, und ihrer oft problematischen Darstellungsformen bildet die Oper zweifellos ein wichtiges Feld für Said’sche Kritik. Gleichzeitig bietet das Genre aber auch das Potenzial, aus seinen historischen Verflechtungen auszubrechen und dadurch heute neue Relevanz zu erlangen.


Kuratiert von Prof. Dr. James Helgeson & Prof. Dr. Regula Rapp

Vorträge und Symposium finden in englischer Sprache statt. Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmeldung erforderlich.

Dauer der Veranstaltung: ca. 2h ohne Pause
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VERANSTALTER & KARTENVERKAUF
Pierre Boulez Saal
Französische Straße 33 D
10117 Berlin
Saison 2023/24,
EDWARD W. SAID DAYS
Panel II: (Post-)colonialism
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