Vergangene Veranstaltung

Fr., 24. November 2023, 19:30 Uhr

BOULEZ ENSEMBLE & OKSANA LYNIV

Mythos und Gegenwart: Mono-Opern von Vladmir Genin (Uraufführungen)

© Oliver Wolf
Pierre Boulez Saal

Liebe und Selbstopfer, Krieg und Tod, die Bedeutung von Kunst – universelle Themen, die durch die politischen Ereignisse des letzten Jahres in Osteuropa aktueller denn je scheinen. Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv, bereits 2019 mit der Staatskapelle Berlin im Pierre Boulez Saal zu Gast, debütiert am Pult des Boulez Ensembles mit einem Programm, das Verbindungen zwischen antiker Mythologie und allzu realer Gegenwart aufzeigt. Im Mittelpunkt stehen die Uraufführungen zweier Ein-Personen-Opern des aus Russland stammenden und seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Komponisten Vladimir Genin, die auf Texten von Rainer Maria Rilke basieren. Ihnen als Prolog vorangestellt erklingen Heinrich Ignaz Franz Bibers musikalische Schlachtenschilderung von 1673 und Thea Musgraves Orpheus-Meditation aus dem Jahr 1975.

KÜNSTLER:INNEN

Die Macht des Mythos Ein Gespräch mit Oksana Lyniv

Der Begriff Mono-Oper, den Vladimir Genin für seine beiden Werke verwendet, ist auf den ersten Blick überraschend – man denkt dabei vielleicht an Poulencs La Voix humaine oder Schönbergs Erwartung. Wie ist diese Bezeichnung zu verstehen?

Mono-Oper bedeutet hier, dass das Geschehen von nur einer Protagonistin bzw. einem Protagonisten erzählt wird. Das verlangt eine breite Palette an stimmlichen und darstellerischen Ausdrucksmitteln, um das Publikum eine halbe Stunde lang zu fesseln.

 

Gibt es dabei eine szenische Komponente?

Welche szenischen Elemente oder Bewegungen wir verwenden, wird sich erst in den Proben zeigen. In erster Linie sind die Aufführungen konzertant gedacht. Trotzdem schafft das Orchester immer eine Kulisse, vor der die Ereignisse der beiden Dramen stattfinden. Ähnlich dem Chor in der griechischen Tragödie reflektiert es das Geschehen. Öfters treten auch einzelne Instrumente, z.B. Violine oder Cello, in einen wortlosen Dialog mit dem Solisten oder der Solistin. An einer Stelle habe ich als Dirigentin eine wichtige Rolle – dazu möchte ich hier aber nichts vorwegnehmen.

 

Sie arbeiten schon länger mit Vladimir Genin zusammen…

Wir kennen uns seit der Zeit, als ich Assistentin von Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper war. Im Jahr 2017 habe ich in der Ukraine das LvivMozArt Festival gegründet, und eigentlich hatte ich vor, seine beiden Mono-Opern dort uraufzuführen. Aus verschiedenen Gründen – erst Covid und dann der Krieg – ließ sich das nicht realisieren. Einige Orchesterwerke von Vladimir Genin habe ich schon in Graz und jetzt auch in Bologna dirigiert. Als wir über das Programm für den Pierre Boulez Saal sprachen, erinnerte ich mich an diese zwei Stücke und wie fasziniert ich von ihnen war und immer noch bin. Ich glaube, es ist der ideale Zeitpunkt und auch der ideale Ort für diese Uraufführungen: der Zeitpunkt wegen den Inhalts und der symbolischen Bedeutung dieser Mythen und der Ort, weil der Pierre Boulez Saal in seiner Form und Idee an das griechische Theater erinnert.

 

Welche konkreten Bezüge zur Gegenwart sehen Sie im Orpheus- und im Alkestis-Stoff?

Was diese Werke eng verbindet, ist die Problematik vom Verlust eines geliebten Menschen. In beiden Dramen kann die eine Hälfte des Paares nicht damit umgehen, die andere für immer zu verlieren. Orpheus beschließt deshalb, in die Unterwelt zu gehen, um Eurydike zu suchen, und Alkestis entscheidet sich, anstelle ihres Mannes zu sterben, weil das Leben ohne ihn für sie unvorstellbar ist. Dieses Thema ist zurzeit extrem aktuell – sehr viele Menschen verlieren ihre Angehörigen und ihre Vergangenheit. Sie alle sind auf die Empathie ihrer Umwelt angewiesen.

 

Thea Musgraves Komposition hat ebenfalls den Orpheus-Mythos zum Thema, in Bibers Battalia geht es um eine musikalische Schlachtenschilderung. Welche Gedanken stehen hinter der Kombination der vier Werke in diesem Programm?

Bei der Battalia denke ich natürlich an die Kriege unserer Zeit und daran, dass seit so vielen tausenden von Jahren die politischen und sozialen Konflikte in unserer Gesellschaft immer noch mit Gewalt ausgetragen werden. In Thea Musgraves Orfeo II erleben wir weitere Aspekte der Geschichte von Orpheus, etwa den Moment, als er durch das Spiel auf der Leier die Furien besänftigt, oder seinen Entschluss, einsam zu bleiben, nachdem es ihm nicht gelungen ist, Eurydike aus dem Totenreich zurückzuholen. Letztlich handelt das Stück auch davon, dass die Kunst im Gegensatz zur Vergänglichkeit der irdischen Existenz unsterblich ist.

 

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